UCI GRAN FONDO WORLD CHAMPIONSHIPS 2023: AUSBLICK

31.07.23 22:36:26
Am 04.08. ist es so weit! Ich stehe wieder an der Startlinie der World Championships der UCI Gran Fondo World Series. Dieses Jahr als Titelverteidiger. Und mit den unterschiedlichsten Gedanken dazu.

Es wird Geschichte geschrieben. Erstmals findet eine sogenannte "Super-WM" des Radsports statt. Alle Radsport-Disziplinen werden am gleichen Ort und zur gleichen Zeit ausgetragen, was eine spannende Neuerung darstellt, da bisher jede Disziplin ihre eigenen Weltmeisterschaften und Termine hatte.

Die Umsetzung der Super-WM, die nach Planung der UCI zukünftig alle 4 Jahre stattfinden soll, bedeutet für einige Teilnehmer deutliche Umstellungen. Zum Beispiel wurde die WM der Elitefahrer bisher immer im September, fast als Saisonabschluss nach der Vuelta, ausgetragen. Nun ist sie Anfang August zwischen der Tour de France und der Vuelta platziert. Vor allem für die Bahn-Rad Sportler bedeutet dies eine besondere Herausforderung, da ihre WM nun in der eigentlichen Sommer-Pause bzw. mitten in der Aufbauphase für ihre Herbst/Winter-Saison liegt.
Für 2023 wurde die Austragung der Weltmeisterschaften nach Glasgow in Schottland vergeben - trotz der Erfahrungen mit der Regen-WM 2019 von Yorkshire und der umständlichen Logistik seit dem Brexit.

Anyway ... Während der 10-tägigen Veranstaltung werden alle Augen der Radsportwelt auf das beschauliche Glasgow gerichtet sein, wo Rennrad, Bahn, MTB, BMX, Kunstrad, Radball, Gran Fondo und viele andere Disziplinen gleichzeitig ihre Weltmeisterschaften austragen werden. Wie das vor Ort gelöst wird, bin ich gespannt. 

Ich erinnere mich noch sehr gut an den beeindruckenden Ansturm von Fans bei der WM in Innsbruck, die allein für die Austragung der Elite, Frauen, U23 und Junioren kamen. Wie viele Zuschauer werden wohl kommen, wenn ALLE Disziplinen an EINEM Ort stattfinden?

Einige Zeit war nur der Austragungsort Glasgow bekannt und vorab wurde viel über die geografischen Möglichkeiten der Kursgestaltung spekuliert – lange Berge gibt es in Schottland ja bekanntlich keine, aber sicherlich genug giftige Rampen für eine selektive Weltmeisterschaft der Elite- und Gran Fondo Fahrer. 

Doch dann kam im Frühjahr die Mitteilung, dass der gesamte Amateur-Bereich 80-100 Kilometer außerhalb von Glasgow stattfinden soll: in Perth (Gran/Medio Fondo) bzw. Dundee (Zeitfahren).

Dies bedeutete für viele von uns eine Änderung der bereits getätigten Hotelbuchungen – und der Blick auf die Buchungsportale verhieß nichts Gutes. Zeitgleich mit der WM findet in Perth eine riesige Messe mit 20-25 Tausend Teilnehmern statt.

Mit etwas Abstand auf diese Mitteilung folgte ein erster Streckenplan mit Höhenprofil. 
Die Daten für den Gran Fondo: 160 Kilometer mit „nur“ 1600 Höhenmetern über eine einzige große Schleife im Uhrzeigersinn mit Start und Ziel in Perth. 
Das bedeutet zuallererst eine extrem erschwerte Logistik. Spätestens seit Trento wissen alle Betreuer der startenden Athleten, wie kompliziert es mit gesperrten Straßen bei der WM ist. In Trento konnten sie zumindest innerhalb weniger Kilometer am Monte Bondone hin und her wechseln und so mehrmals supporten. In Perth wird dies aufgrund fehlender Abkürzungen oder Strecken-Kreuzungen unmöglich sein.

Die Zeit im Höhentraining verbrachte ich dann mit genauerer Recherche des Kurses, was sich nicht ganz einfach gestaltete. Aber OK, challenge accepted, irgendwo wird der gpx-file auf den offiziellen Seiten der WM doch noch zu finden sein. Ich war allerdings schon so weit, die Strecke anhand der Karte auf Strava nachzubauen, um mehr Infos über Steigungsprozente usw. herauszufinden.

Mich interessierte außerdem das Ziel, das auch noch kurzfristig verlegt wurde – ähnlich wie damals in Trento. Das Ergebnis zu “Scone Palace” bei google maps brachte mich dann doch zum Staunen. Positiv formuliert: Es erscheint auf den ersten Blick eventuell etwas “unkonventionell”.
Mitten in der grünen Landschaft, einspurige Straße, dort am Ende eine Art Schloss mit kleinerem Parkplatz – für eine WM-Zielankunft mit Zielsprint einer vsl. zu erwartenden Massen-Ankunft, für Bühne, Verpflegung und Zuschauer.
Der einzige “Ausgang“ aus dieser Anlage führt zudem wieder genau auf die Rennstrecke – ich bin sehr gespannt auf die logistische Lösung für Transport und Versorgung aller Zuschauer, Betreuer und Teilnehmer.
Zum Höhenprofil: Für mich persönlich bildet ein “Gran Fondo” die schwerstmögliche Strecke der Umgebung ab. Meinen Titel werde ich allerdings auf dem geplanten „Flat Fondo“ verteidigen müssen.
Es gibt 3 Steigungen zu je gut 300 Höhenmetern, der Rest summiert sich “im Vorbeifahren“. Bei 4-5% im Durchschnitt handelt es sich bei den “Anstiegen” quasi um “Hügel”, die auf diesem Niveau am großen Kettenblatt gefahren werden und aus meiner Sicht keine nennenswerte Selektion erwirken werden.

Somit meine Einschätzung zu möglichen Zieleinlauf-Szenarien: 
Es wird eine große Gruppe sein, die auf enger Zieleinfahrt um den Sieg sprintet. 
Oder ein Zeitfahr-Spezialist schafft es, sich auf der Strecke abzusetzen und alleine anzukommen. 
Oder ein Puncheur nutzt die letzten flachen Kilometer für einen Vorstoß. 
Für Kletterer sehe ich wenig Chancen - dazu ist es einfach viel zu lange flach bzw. leicht bergab bis ins Ziel.
Sehr schade: Von der richtigen WM-Stimmung in Glasgow werden alle, die sich in Perth und Umgebung einquartieren, vermutlich nicht viel mitbekommen. Außer sie fahren die 80 Kilometer nach Glasgow oder Edinburgh, wo das Elite-Rennen der Männer beginnt bzw. endet. 
Dort einen Teil dieser Strecke bzw. das Elite-Ziel auch für die Amateure einzuplanen, wäre ein echtes Highlight gewesen!

Ich hoffe sehr, dass alle, die sich trotz dieser Punkte für eine Teilnahme entschlossen haben, im Rückblick ein positives Fazit ziehen können. Dass wir einer wirklichen “Super-WM” entgegen sehen und die Begeisterung und Leidenschaft für die vertretenen Disziplinen in der gesamten Region spürbar sein werden! Für ein großartiges Erlebnis aller Sportler und Fans aus der ganzen Welt. Für die gemeinsame Faszination Radsport.
DANKE für Support und Unterstützung insb. an 
  • Team Plasmatreat-B.O.C
  • PhysioSTA
  • DIOOS - Deutsches Institut für Orthopädie, Osteopathie und Sportmedizin
  • Squeezy Sports Nutrition
  • KALAS Sportswear
  • Parkhotel St. Leonhard

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